In der „Sternstunde Philosophie“ verteidige ich mein Recht, Sex zu verkaufen.
Nein, wie war das nett, wie war das interessant! Meine erste Talkshow! Ich war eingeladen in die Edel-TV-Sendung „Sternstunde Philosophie“. Wie wunderbar, so viel Aufmerksamkeit, und welche Ehre! Eine Hure in einer Talkshow mit Philosophen, und mit der renommierten Psychologin Sandra Konrad, wie aufregend! Das Thema war, natürlich, Prostitution: Soll man Sex kaufen dürfen? Denn in der Schweiz überlegt man derzeit, das zu verbieten.
Die ganz Talkshow auf YouTube >
Immer wenn ich im Fernsehen Talkshows sehe, frage ich mich: Was tun die Leute, die sich da streiten, hinterher, wenn die Kamera aus ist? Fallen sie übereinander her? Oder lachen sie und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter, wie gut sie ihre Rollen gespielt haben, denn schließlich sind sie alle in der Unterhaltungsbranche?
Ich kann erzählen, was nach der Aufzeichnung meiner Talkshow passiert ist.
Anders als im Theater ändert sich das Licht nicht, man merkt nicht gleich, dass die Kamera aus ist. Nur an dem Verhalten der Moderatorin und der Technikleute begreift man, dass jetzt wohl Schluss ist. Das war es also schon? Ich fragte mich bange, wie ich wohl aussah, denn vor der Kamera sieht der Mensch immer drei Mal dicker aus und irgendwie verzerrt, meine Eitelkeit machte mir zu schaffen. Und vor allem analysierte ich, was ich so für Fehler gemacht hatte, die nun nicht mehr zu korrigieren waren. Doch die Entspannung, die nach so einer öffentlichen Diskussion eintrat, tat ihre Wirkung. Die Diskussion war hitzig gewesen, aber jetzt? Jetzt konnte man ja reden! Wir verstanden uns blendend, gingen gemeinsam Essen – bis auf die Dame von der Fraueninitiative, die gegen den Straßenstrich in der schönen, sauberen Stadt Zürich kämpft. Sie sah mich tieftraurig an, und musste dann dringend gehen. Vielleicht hasst sie mich. Aber davon abgesehen waren alle nett zu mir. Sogar mit Sandra Konrad schloss ich spontan Freundschaft. Ja, Frau Konrad, die meinen Beruf gern abgeschafft sehen will, weil er angeblich unmittelbar zu psychischen Störungen führt. Ich war Objekt ihrer besorgten Zuwendung. In ihren Augen befand ich mich noch mitten in der Phase der Leugnung und Abspaltung. Konrad geht, wie viele Psychologen, von den Prostituierten aus, die bei ihr in der Praxis landen, und zieht daraus ihre Schlüsse. Klar, denn wo sonst trifft sie in ihrer Welt schon jemanden mit diesem Beruf, außer auf ihrer Couch? Sie stellte mir beim Essen alle möglichen, auch delikaten Fragen, die ich ihr genüsslich beantwortete. Frau Konrad wollte den Abend nicht vergehen lassen, ohne zumindest versucht zu haben mich zu retten.
Dabei waren wir uns in der Sendung auf Anhieb unsympathisch. Sandra Konrad war als meine direkte Gegenspielerin eingeladen. Ihre pathetisch-unheilschwangere Sprechweise ging mir auf den Keks, genauso wie ich ihr wahrscheinlich mit meiner Zappeligkeit.
Für alle Fälle hatte man aber noch zwei zwei echte Philosophen eingeladen. Der besonnene Professor Schaber, und Dominique Kuenzle, erklärter Feminist, der trotzdem Ärger mit seinen Studentinnen bekam – weil er ein Mann war, und in seiner Position doch besser eine Frau sein sollte. Der Arme!
Philosophen sind Leute, denen zu jedem Thema etwas einfällt. Sogar zum Sexkaufverbot fällt solchen Leuten etwas ein – Gründe dagegen, und Gründe dafür. Alles rein theoretisch selbstverständlich, denn wer würde den ehrenwerten Herren unterstellen, sie hätten mit Sexkauf auch nur im Entferntesten etwas zu tun?
Mir fällt mein größter Fehler des Abends ein: nicht vehement zu widersprechen, als man mich als Philosophin vorstellte. Ich habe Philosophie studiert, ja, und einen Abschluss habe ich auch – wenn auch bestimmt nur, weil mein Professor eine Heidenangst vor mir hatte seit meinem Titten-Attentat, das ich mir im Rahmen eines Referats im Adorno-Seminar geleistet hatte: drei Sekunden die nackten Brüste gezeigt, und fortan immer nur Note 1, bis zum Ende des Studiums. Das allein machte mich doch aber nicht zur Philosophin! Auch die anderen hier waren keine Philosophen, es waren Philosophieprofessoren. Ich würde übrigens auch nicht sagen, dass ich Hure bin – ich mache das halt manchmal, neben vielen anderen Beschäftigungen. Aber das ist ja das Elend der Philosophie, diese Definitionen! Es interessiert die Philosophen nicht, was man tut, sondern nur das Sein. Als ob es „das“ Sein gäbe! Wenn diese Begriffe nicht wären, könnte es auch solche Formulierungen wie „eine Hure ist eine Frau, die sich verkauft“, nicht geben – sie würden im spöttischen Gelächter untergehen. So, als hätte jemand gesagt, „ein Philosoph, dass ist einer, der seinen Verstand verkauft.“ Der Sex, der muss heilig und rein sein, aber beim Denken gestatten sich diese Gelehrten die größten Sauereien. Kategorienfehler!
Der Titel der Sendung – „Soll man Sex kaufen dürfen?“ enthielt schon das ganze geistige Elend. Der Spießbürger erschaudert vor der Unzumutbarkeit, in einer Ökonomie des warenförmigen Austausches zu existieren, in der alles, was Menschen tun, zur Ware werden kann und zur Ware wird. Dass dieser Umstand nie ein Problem ist, außer wenn Sex dabei eine Rolle spielt, verweist den Diskurs in den Biedermeier.
Wäre eine Welt ohne Prostitution eine bessere Welt? Sollen gesetzliche Verbote erlassen werden, weil so viele Menschen ein Problem mit der Freiheit einiger weniger haben? So viele Menschen, denen nicht nach freiem Meinungsstreit der Sinn steht, sondern nach Unterdrückung des Anderen, Auslöschung, Korrektur, aus den Augen, aus dem Sinn? Vulgärer Utilitarismus als philosophisches Programm. Ein Abgrund! Es herrschte die Tendenz. Unausgesprochene Ressentiments – oder würden Sie es etwa begrüßen, wenn Ihre eigene Tochter Prostituierte wäre? Oder ihr Sohn? Ja, was ist das denn für eine Frage, selbstverständlich nicht! Überhaupt, kann jemand überhaupt etwas freiwillig wollen, was wir alle, Sie doch auch, selbstverständlich, ablehnen? Was, Frau Balthus? Sie wollen doch nur wieder provozieren. Warum machen Sie das?
Schrecklich nett
Alle meinten es gut mit mir, alle wollten das Beste für mich. Am besten natürlich in einer besseren Welt, ohne Prostitution. Wie nett.
Aber es war nicht nett.
Ich merke, dass mir die Worte fehlen. Es schnürt mir die Luft ab. Es ist schon so weit, dass es sogar schwierig geworden ist, es zu beschreiben, was diese Talkshow eigentlich bedeutete. Was das, trotz der Höflichkeit, mit der ich behandelt wurde, für eine infame Veranstaltung war. Die Sprache ist verräterisch. Bemerkt niemand die Infamie rhetorischer Fragen wie: Kann man da wirklich von Freiwilligkeit sprechen? Da liegt etwas in der Atmosphäre, ungreifbar, aber bedrohlich, und vielleicht verstehen Sie, warum ich während der ganzen Sendung so zappelig war, und warum ich das ganze Glas Wein austrinken musste, während die anderen ihre Gläser kaum anrührten. Die anderen spürten es nicht, ich aber schon, denn für mich ging es nicht um irgendeine feuilletonistische Denkspielerei, es ging um meine Existenz. Da durfte ich mit fünf Experten diskutieren, ob es mich geben darf. Meine Freiheit stand zur Debatte. Nicht die der anderen.
Von mir aus darf man Prostitution unmoralisch und verwerflich finden. Man darf auch bestrebt sein, durch Kritik an ihr darauf hinzuwirken, dass kein Mann mehr Lust hat eine Hure zu bezahlen, und keine Frau mehr Lust hat Hure zu sein – viel Erfolg! Aber es besteht ein Unterschied zwischen moralischer Verurteilung und dem juristischen Verbot. Denn letzteres tötet nicht nur jede inhaltliche Auseinandersetzung, es führt zu dem Gewöhnungseffekt, mittels der Staatsgewalt alle Widersprüche und Reibungsflächen in den Untergrund zu verdammen. Wer bestimmt die moralischen Maßstäbe, wer entscheidet, an welches Ideal sich alle anzupassen haben? Das ist der Weg zum Tugendterror einer Wohlstandsklasse. Ich sage das in der Talkshow auch: es geht mir nicht nur um meinen Beruf, es geht mir um die freiheitliche Gesellschaftsordnung. Will denn niemand sehen, wie gefährlich diese Sucht nach Verboten ist? Dass sie nichts anderes vorbereitet als Hass, den Hass der Kontrollfanatiker, die ihre Bevormundung bis in unser Privatestes treiben, und als nächstes vielleicht die Freiheit der Philosophie, oder der Wissenschaft angreifen?
Doch ich konnte in der Runde nicht überzeugen. Statt sich mit mir zu solidarisieren taten die drei, als ginge sie die Sache nichts an, als sprächen wir wirklich nur über moralische Probleme der Sexarbeit.
Es ist vorteilhaft für das Denktraining, am Rand der Gesellschaft zu stehen. Wer im Mainstream stets unhinterfragt sein Leben lebt, spürt nie, wie kostbar Toleranz ist.
Doch ich bin halt eine schlechte Philosophin: Ich sprach über Rechts- und Staatsphilosophie, während die anderen doch auf Moralphilosophie aus waren. Ich dachte an gefährdete Bürgerrechte, die Denker waren bewegt von der Reinhaltung der Seele.
Natürlich waren sie alle, die Guten, gegen Stigmatisierung. Stigmatisierung gehört sich einfach nicht im linken Medien-Mainstream. Doch wer gegen Stigmatisierung von Sexarbeitern ist, muss auch dafür sein, dass Sexarbeit ausgeführt wird. Und dafür, dass diese Arbeit bezahlt werden darf. Also gegen ein Sexkaufverbot. Zumindest Herr Schaber näherte sich mir an, weil ihm als denkendem Menschen auffiel, dass das Verbot der Inanspruchnahme einer sexuellen Dienstleistung ja unweigerlich auch die stigmatisiert, die diese verbotene Früchte feilbieten. Und da traute selbst Sandra Konrad sich nicht mehr, ihre Forderung nach dem Verbot, das sie in ihrem neuen Buch „Das beherrschte Geschlecht“ propagiert, zu wiederholen. Ein Erfolg. Immerhin.
Hose runter!
Frau Konrad und ich blieben im Restaurant noch länger sitzen als die anderen. Auch sie beschäftigte diese Frage, was sich ändert, wenn die Kamera aus ist. Jetzt können Sie es doch sagen… Sie haben doch nicht die Wahrheit gesagt über ihren Beruf. Sie haben doch immer nur das Positive erwähnt. Seien Sie doch ehrlich, Sie würden doch auch am liebsten damit aufhören?
– Die Aufforderung also, die Hosen runter zu lassen.
Wenn jemand in den YouTube-Kommentaren mutmaßt, ich wäre gehirngewaschen und ferngesteuert, und vor dem Studio würde wohl mein Zuhälter auf mich warten – geschenkt. Man weiß ja, was zu halten hat von Leuten, die so viel Freizeit haben dergleichen zu schreiben. Aber das hier war eine Intellektuelle. Eine Wissenschaftlerin, die ihren frei gewählten Beruf der liberalen Gesellschaft verdankt, genau wie ich. Und die immer noch nicht verstand, dass sie auch ihre eigene Freiheit in Gefahr bringt, wenn sie mir meine abspricht.
Ich musste lachen. Warum, wenn ich an meiner Arbeit so leiden würde, sollte ich mich in eine Talkshow setzen, mich öffentlich als Hure outen und meine Biographie für immer damit prägen? Mir selbst jeden Weg zurück abschneiden? Wissen Sie eigentlich, wie überzeugt man von sich und seinem Tun sein muss, um den Gegenwind auszuhalten, den ich aushalte? Um sich diesem immensen Anpassungsdruck nicht zu beugen? Das schafft man nur mit echtem Enthusiasmus. Sie als Psychologin müssen das doch begreifen.
Das musste sie wohl – und auch ohne meinen Enthusiasmus in die Schublade des verzückten Wahnsinns zu stecken. Zu unterstellen, ich wäre debil, das wagte Frau Konrad dann doch nicht.
Indes, an ihren Vorbehalten änderte das nicht das Geringste:
Es mag ja sein, gab sie zu. Aber das ist nicht der Normalfall. Frauen wie du sind nicht der Normalfall.
Du bist eine riesen Ausnahme, wahrscheinlich bist du sogar ein Einzelfall. Du bist das falsche Beispiel. Diese Ausnahme-Prostituierten, die in Talkshows eingeladen werden, sind das falsche Beispiel.
Die Medien fragen immer die falschen. Immer wieder finden die willige Propagandistinnen des Patriarchats, die sich auf Kosten – ja, auf Kosten! – von Millionen von Frauen weltweit ein schönes Leben machen. Und darum ist es nicht zu viel verlangt, wenn du dir einfach einen anderen Beruf suchst, denn nur deinetwegen sollten nicht tausende und abertausende von Frauen und Mädchen leiden müssen. Bei uns hier im Westen leiden müssen, diese Menschen aus armen Ländern. Nicht bei uns!
Das sagte Frau Konrad so nicht. Ich vermische das mit den unzähligen Kommentaren im Netz.
Aber zumindest fast so sagte sie es: Zugunsten der überwältigenden Mehrheit solltest Du mit deinem Job aufhören, auch wenn er dir Spaß macht. Du kannst dir doch auch eine andere Arbeit suchen.
Und damit war es Sandra Konrad, die hier die Hose runter ließ.
PS: So sah meine Kollegin Kristina Marlen die Sendung: https://www.facebook.com/notes/kristina-marlen/fck-ich-bin-ein-gespenst-selbstgespr%C3%A4ch-einer-sexuell-selbstbestimmten-frau/1893846987331149/
„Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“
Und Andersliebenden, Anderslebenden, Andersverdienenden…
Da sägen Menschen an Ästen, auf denen sie glauben, es säßen nur die Falschen darauf. Und merken nicht, dass sie dabei sind, den ganzen Baum zu töten. Und sie damit gleich mit.
Ich lese zunehmend Atemnot aus diesen Zeilen. Der Alb des Verbots sitzt schon auf der Brust und lächelt böse: „Ich werde Dir helfen. Es interessiert mich nicht, ob Du das willst!“
Ich habe Angst.
ja und stimmt der letzte absatz nicht? was haben sie mit den ganzen armutsprostituierten hier und überall auf der welt zu tun? sie leben in ihrer blase und freuen sich ihres selbstbestimmten hurendaseins, glückwunsch, aber das gewerbe insgesamt repräsentieren sollten sie nicht.
verstehe die medien aber auch nicht, kann ja nicht so schwer sein, mal eine z.b. osteuropäische hure in so eine sendung einzuladen, notfalls mit übersetzer. aber dann wäre das gehörte wahrscheinlich wieder zu entlarvend für unsere gesellschaft und nicht kompatibel und zumutbar für den michel auf der couch.
Warum sollte überhaupt jemand das Gewerbe insgesamt repräsentieren? Es gibt keine richtige Repräsentation des Gewerbes als Ganzes, Man kann allerdings eine Gruppe innerhalb des Metiers repräsentieren, die eine Mehrheit oder eine Minderheit sein kann. Hetaera repräsentiert wahrscheinlich eine Minderheit. Und zwar eine, die denen, die das Verbot fordern, nicht in den Kram passt. Ich finde es richtig, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Minderheit handelt. Wenn man dann aber fordert, dass diese sich zugunsten der Mehrheit auflöst, dann spricht man ihr die Daseinsberechtigung ab. Überhaupt halte ich es für falsch, das zahlenmäßige Verhältnis heranzuziehen, wo es um so ein grundlegendes Recht wie das der freien Berufswahl geht.
Meine Liebe,
Du warst grandios. Es gibt nichts zu kriteln. Du hast Deinen Standpunkt und den von vielen, vielen Kolleginnen und anderen Frauen und Menschen dargelegt, unsere Rechte verteidigt und fürs Denken/Nachdenken geworben.
Du konntest lange Beiträge machen, Contra geben und warst zudem die einzige, die Ahnung von der Sexarbeit hat. Alle anderen sprachen wie über: ÜBER… sind also im klassischen Sinn keine Experten.
Sei nicht zu kritisch mit Dir. Eine Talkshow läuft nun mal so ab: neben Dir wollen auch andere gehört werden und die Moderatorin tut ihres dazu bei, dass alles schön „ausgewogen“ ist.
Und zum „Nachtessen“ musst Du dann beim nächsten Mal auch nicht mitgehen!
Sei einmal unterstellt, dass die Forderung nach einem Verbot der Prostitution sich allein auf der guten Absicht gründet, das Elend vieler Prostituierter zu beseitigen. Dann bin ich trotzdem der Ansicht, dass dieses Verbot in einer freien Gesellschaft schlecht ist. Denn es schränkt Freiheit von vornherein ein; es ist eine Einschränkung, die sich nur begründen lässt, wenn man stigmatisiert. Aber: Wenn man gegen das Verbot ist, müsste man sich doch umso mehr mit der Frage auseinandersetzen, was man denn dann gegen die Missstände tun kann, wenn ihnen nicht durch Verbot entgegen zu treten. Vorausgesetzt natürlich, das Elend interessiert einen überhaupt. Also liegt nah: Kein Verbot, aber auch die Arbeitsbedingungen für Prostituierte verbessern. Die ganze Energie, die in die Debatte gesteckt wird, wäre dafür besser eingesetzt. Und, so banal das auch klingt, würde es vielleicht helfen, wenn zumindest diejenigen, die die Debatte nicht existenziell betrifft, auch über ihren Tellerrand schauen. Also nicht nur: Ich als Psychologin, ich als Philosoph usw.
„Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“
Was sich früher die Linken auf die Fahnen schrieben, ist in Vergessenheit geraten, Besondern bei jenen.
An die Stelle getreten ist ein schon beinahe faschistoider Kontrollwahn einer neuen Pseudo-Moral-Ideologie von „Gutmenschen“, nein, von „Tugendterroristen aus der Wohlstandsklasse“, denen es nicht um die Sache an sich geht, sondern um Machtausübung in eigener Sache, wobie ausgerechnet sie selbst eine vermutete „Machtausübung von Freiern den Dienstleisterinnen gegenüber“ anprangern.
Das ist pure Scheinheiligkeit und Heuchelei.
Die Protagonisten/-innen scheinen die Lage von Prostituierten immer nur aus Verhältnissen von Drogenabhängigen, Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution zu kennen.
Über die Männer als „Opfer“ wird in dem Zusammenhang mit P. nie gesprochen: Dei Einsamen, die Gespräche und/oder Nähe Suchenden, Behinderte, Nicht-Attraktive. Das Spektrum der „Kunden“ ist weit gefächert.
Escorts selbst sind nur das Spielzeug der Wohlhabenden.
Und Salome selbst scheint gerne Spielzeug sein zu wollen.
Zu den letzten beiden Zeilen: Schon mal nachgeschaut, wer auf Salomes Bildern die Puppe und der Puppenspieler ist 🙂
Habe mir die Talkshow angeschaut und finde, Sie haben sich gut geschlagen.
hallo Salome,
ich wechsle mal auf das Internet du… Ich habe mir die Sendung in 3sat ganz angeschaut, bis zum Kant etc und dachte nur …
… gut geschlagen! Etwas nervös am Anfang, aber warm geworden und die Diskussion recht schön im Griff gehabt.
Nur, den Witz: „Was ist der Unterschied zwischen einer Prostituierten und einem Politiker?“ „Eine Hure tut nicht alles für Geld!“ scheint heute niemand mehr zu kennen. Bei meinen Besuchen, wenigstens, waren die Damen immer sehr kontrollierend! Also so totale und einfache Männerkontrolle klappt da nicht.
Die Massstäbe an selbstbestimmtem Arbeiten und Leben scheinen mir gerade zu absurd, soweit es um Prostituierte geht, in der Wissenschaft, wo ich mich derzeit noch befinde, werden dir von den Geldgebern heute die Themen vorgeschrieben (Sonst gibt es kein Geld). Im Callcentre wo ich war, wirst du Sekunden genau kontrolliert und wehe die Quote stimmt nicht!
Und natürlich gibt es Frauen, die in Deinem Beruf verzweifeln, so wie Medizinstudenten, die die vielen Kranke nicht ertragen können und aufhören, Soldaten mit PTS, und Rettungssanitäter ist auch nix für mich. Die sind einfach am falschen Platz und sollten da weg. Aber andere werden in ihrem Job auch krank.
Es scheint demgegenüber geniesst Du viel Freiheit
Als bekennendem Akademiker gibt es ja so Gedankenschleifen, die erst aus dem Kopf gehen, wenn man es gesagt oder getan hat.
Ein davon ist die. Was ist faszinierender? Eine Nacht mit Dir? Sicher exquisite Erinnerungen! Oder Dein Tagessatz von 2000 Euro.
Das ist so eine Schleife 2000 Euro am Tag. Schleife, Schleife Schleife, viel Geld. ABER: Steuer, Krankenversicherung und Rentenplan, sind dann so die 1/3 bis 1/2 weg.
Dann musst Du wie aus dem Ei gepellt sein. Neuestes Handy, vielleicht bei Wolford einkaufen (Fatal 15, seufz), was teuer aber noch nicht wirklich topklasse ist. Die Sachen müssen immer frisch aussehen und halten dann auch nicht so lange. Schuhe 400 Euro, Body 300 Euro, und dann hast du immer noch keine Oberbekleidung. Na vielleiccht sind 2000 Euro doch nicht so viel.
(Schaue mir meinen Tagessatz an, von 450 Euro, Popelfotograf in Leipzig, und komme damit nicht über die Runden, kann aber sch**** Aussehen, stehe ja hinter der Kamera, und in der Wissenschaft ist es auch egal, ob mich mich rasiert habe oder nicht.)
Vielleicht der schönste Ausspruch von Dir war der: was in Deutschland eigentlich mehr wert ist, Deine Gedanken oder Dein Arsch. Bei 150 Euro für eine Lesung, ja, da soll man noch dankbar sein (kenne ich auch, auch Lesungen ohne Zuhörer argh).
Um jetzt mal zum Ende zu kommen und mich wieder ins Internetrauschen zurückzuziehen, die Sandra Konrad war natürlich nicht überzeugend, war aber für die Sendung wichtig. Sonst wären Du und die beiden Herren einfach nett beim Wein gesessen und wärt euch weitgehend einig gewesen. Das will ein Fernsehmacher natürlich nicht.
So jetzt Frau Balthus, ich hoffe, ich kann Sie mal Life erleben, vielleicht gibt es mal einen Auftritt in Leipzig, vielleicht auch mal ohne Publikum.
Viel Glück und weiter alles Gute!
Vielen Dank für Deine Bemerkungen!
Und das in einer Zeit, in der die sogenannte Political Correctness sich überall einzunisten scheint und der Weg zum Tugendterror tatsächlich nicht mehr weit ist!
Bleibt mir nur anzumerken, dass jemand schon vor 200 Jahren sagte, dass wir allein darüber entscheiden, wie wir leben wollen und dass unserer Körper uns selbst gehört und niemand anderem. Der erste Feminist der Geschichte: Ton corps est à toi! Es war der Marquis de Sade…
Beste Grüße!
Liebe Salome , ich finde Du hast Dich tapfer geschlagen zumal die Moderatorin ja auch eindeutig gefärbt war. Dieses Ungleichgewicht an Positionen war äussert unfair . Alles Liebe Christine
Liebe Salome,
Ich finde es wunderbar, dass Sie das Thema Prostitution in der Öffentlichkeit so hoch halten.
Bitte weiter machen, dass die Puritaner dieser Welt nicht die Überhand bekommen und die Freiheit siegt.
Ich bin 49, habe ein „spiessiges“, bürgerliches Leben mit Mann, Job und Tennisclub. Aber vor 2 Jahren habe ich das erste mal Sex gegen Geld gehabt. Dann während einer 6 monatigen Arbeitslosigkeit in einem Bordell gearbeitet. Alles heimlich und ohne, dass es jemand aus meinem Umfeld erfahren hat. Bis jetzt habe ich eine Handvoll Kunden, mit denen ich mich heimlich treffe und mir ein kleines Taschengeld verdiene. Es ist herrlich und das beste, was mir passieren konnte.. Ich fühle mich begehrt, frei und selbstbewusst. Nie hätte ich gedacht, dass sich ein Mann noch für eine Frau jenseits der 45 interessiert….
Das meiste, das Sie in Ihren Kolumnen beschreiben, kann ich nachvollziehen. Leider habe ich seit Mitte letzten Jahres immer etwas Sorge angezeigt oder erwischt zu werden, da ich mich in meiner Situation natürlich nicht offiziell mit einem Hurenpass anmelden kann, aber ich kann es nicht lassen.
Wenn ich in einem langweiligen Büromeeting sitze, denke ich oft, wieviel mehr Geld ich jetzt verdienen könnte, wenn ich mein Gegenüber sexuell glücklich machen würde und konzentriere mich nur schwer auf das gerade aktuelle Thema.
Freue mich, noch viel von Ihnen zu hören und zu lesen.
Diana
Hallo Salome
ich beschäftige mich seit 50 Jahren (also seit meinem 14. Lebensjahr)aus Interesse und auch professionell mit Psychologie und Politik.
Dein Auftritt war in jeder Beziehung absolut überzeugend, wegweisend, analytisch etc.
Wesentlich und letztendlich schon alles zusammenfassend waren deine ersten statements. was du hier oben geschrieben hast bringt alles noch deutlicher auf den Punkt.
Schade, dass es in meiner Umgebung kaum Leute gibt, die das Thema so klar und durchdacht auf dem Schirm haben.
ich war übrigens 6 Jahre der Partner einer Feministin, die Frau Alice Schwarzer zu einer Dozententätigkeit nach Münster geholt hat, mit der ich auch hin und wieder das Bett (ausschließlich zum Schlafen) geteilt habe. Und ich musste damals ganz viel der entsprechenden Literatur lesen und …. und …. .
„Es ist vorteilhaft für das Denktraining, am Rand der Gesellschaft zu stehen. Wer im Mainstream stets unhinterfragt sein Leben lebt, spürt nie, wie kostbar Toleranz ist.“
ist mein Lieblingszitat, danke dafür. Man hat auch immer das Gefühl, man muss sich hundert mal mehr ins Zeug legen. Stimmt aber nicht.
Man darf da nur mit dem geziemlichen Tonfall des Herrn Professor Schaber auftreten. Der war im übrigen eigentlich ganz deiner Meinung. Und das Publikum sowieso.
Ihre Argumemtation, dass man von seinem Beruf sehr überzeugt und seiner selbst sehr sicher sein muss, um die eigene Prostitution öffentlich zu vertreten. Es wäre doch auch möglich, dass sie mit der Prostitution und deren öffentliche Verwertung einfach ihren Marktzugang in der Aufmerksamkeitsökonomie gefunden haben. Leute interessieren sich für ihren Sex und ihre Verführungskünste, während ihnen die Aufmerksamkeit und die Rückmeldung der eigenen Bedeutsamkeit durch den Beruf wichtiger ist. Könnte man doch auch so sehen, oder? Politiker und Künstler, die zwanghaft die Öffentlichkeit suchen gibt es ja auch, aber es muss eben nicht Ausdruck der eigenen Selbstsicherheit und Souveränität sein, sondern kann auch Ausdruck von Getriebenheit und inneren Zwängen sein.
Solange ich damit anderen nütze, statt nur mir selbst? Einverstanden.
„Die Medien fragen immer die falschen.“
Das wundert mich auch schon lange. Immer dieses „ist nicht repräsentativ“ – aber jemanden, der in diese Sinne „repräsentativ“ wäre, finden sie partout nicht . . . Ginge um etwas anderes als Sexarbeit, würde bei einer solchen Beweislage niemand derartige Behauptungen ernst nehmen, sondern das für repräsentativ halten, was man sehen, hören, sprechen kann, ja sogar anfassen . . .
Prostitution wird als Gefahr für die Gleichstellung gesehen. Das könnte sie ja auch tatsächlich sein, wenn es denn Gleichstellung überhaupt geben könnte. Aber gleichgestellt kann nur werden, was auch gleich ist. Und die Geschlechter sind nun mal verschieden. Und aus diesen Unterschieden erklärt sich Prostitution als Ausgleich von unterschiedlichen Bedürfnissen. Daran ändern auch alle Versuche nichts, Männern z.B. Wechseljahre aufzuschwatzen. Oder ihnen eben, die grössere Nachfrage nach Sexualität abzusprechen. Das gelingt auch nicht, mit dem Dampfkesselmodell die natürlichen Körperfunktionen der Männer lächerlich zu machen. Es ist eine Realität wie die Schwerkraft: die männlichen Keimzellen müssen hin und wieder erneuert werden, je nach dem Hormonspiegel. Das geschieht entweder willkürlich in der jeweils gewünschten Form. Oder dann eben unwillkürlich als Pollution. Feminismus hin oder her.
Nebenbei: in der Schweiz muss ein Verbot der Prostitution eine Volksabstimmung überstehen. Auf diesen Abstimmungskampf freue ich mich schon jetzt.
Liebe Salomé,
Seit Jahren lese ich mit großem Interesse Ihre Beiträge, und Sie haben meine Sicht auf die Welt, auf Beziehungen und meine Rolle als Frau sehr beeinflusst. Meine gesamte Entwicklung zu beschreiben, würde den Rahmen hier sprengen. Dass ich mich heute viel mehr im Einklang mit mir selbst fühle, wenn auch vielleicht weniger mit gesellschaftlichen Erwartungen, verdanke ich auch Ihnen.
Für das alles möchte ich mich bei Ihnen bedanken und ganz besonders auch für Ihre mutigen Beiträge in dieser „Sternstunde“. Ich bin keine Prosttuierte, sondern eine recht bürgerliche Frau. Aber in meinen Augen haben Sie weit mehr getan, als nur Ihre eigene Existenzberechtigung zu verteidigen. Sie haben sich für das Recht aller Frauen und letztendlich aller erwachsenen Menschen auf eine selbstbestimmte, einvernehmliche Sexualität eingesetzt.
Seit Jahren? Den Blog gibt es doch frühestens seit Dezember 2016… Trotzdem Danke!
Gedacht und geschrieben, wenn auch an anderer Stelle, haben sie auch schon früher 😉
Sehr geehrte Frau Salome,
ohne Zweifel hat Frau Konrad mit ihrem Statement im letzten beschriebenen Absatz etwas sehr oberflächliches gesagt. Eventuell aus Frust?
Die Abgrenzung ihres Betätigungsfeldes, Frau Salome, zu den im täglichen Dasein von Frau Konrad angetroffenen Felden unterscheiden sich so gravierend,
das sie beide über den Begriff ‚käuflicher Sex‘ stolpern.
Denn die mißbräuchlichen Bereiche der Zwangspostitution sind zu Recht bereits verboten und der aus reiner Verzweiflung und Alternativenmangel selbsterzwunge Verkauf des Körpers ist erbarmungswürdig. Mehr noch als 14 Stunden am Tag Fäkalien wegzuschruppen, sich heiser zu betteln oder sich unterbezahlt von Vorgesetzten täglich vor dem Kollegium erniedrigen zu lassen sind dagegen opportun.
Das alles hat nichts mit ihrer Arbeit zu tun, Frau Salome. In der Sendung haben sie sich meiner Ansicht nach nicht genug auf die Stärke ihrer Position bezogen: Das man auf eine Jahrtausende alte Kunst zurückblicken kann, die kulturelle Fortschritte ermöglichte, zivilisatorischen Wert besaß und viel Emanzipation durch wirtschaftliche Teilhabe hervorbrachte und auch heute aus gleichen Gründen praktiziert werden solle, dass haben sie nur angedeutet.
Bitte sagen sie nicht, sie hatten keine Chance dazu. Auf dieser Ebene, den Mißstand von ihrem Podest abgrenzend, hätten sie kämfen können. Darauf hätte sich auch Frau Konrad ohne Gesichtsverlust einigen können. Grundsatz: Den Kampf gegen die verbotene Ausbeutung im Rotlichtmillieu konsequent durchsetzen, statt Ausweitung der Verbote. Und hoch lebe die selbstbestimmte Berufswahl in der stolzen angewandten Kunst von Erotik und Verführung – natürlich bezahlt, was sonst?“. Da hätte auch Herrn Schaber ihre Ansicht souveräner mitvertreten können, denke ich.
Der Nutzen für das Gemeinwohl neben dem Erhalt des Recht auf freie Meinung & Berufswahl kam zu kurz. Es blieb eine konservative Moraldebatte.
Nicht das es falsch rüber kommt: Sie waren gut. Niemand stand mehr im Rampenlicht der Sendung als sie. Lebendig, kämpferisch und gebildet. Es war schön mal ihre Stimme zu hören. Ich hätte ihnen nur eben noch mehr Erfolg gewünscht. In meinem sozialen Kreis blieb am Ende erstmal hängen, dass sie bereit sind anderer Elend zu dulden um ihren profitablen Beruf weiter auszuüben. Wie eine Glückliche, die nach unten tritt und das mit Menschenrechten begründet. Ich arbeite dran.
Es war gerademal die erste Sendung. Ich hoffe sie haben die Kraft für weitere, ich würde mich freuen.
Im anglikanischen Recht (UK, USA, usw) gibt es den Begriff „hearsay“, also Hörensagen. Das ist als Beweis nicht zugelassen. Daran muss ich immer denken, wenn öffentlich über Prostitution diskutiert wird. Die Beteiligten haben meist keine Ahnung über ihr Wesen.
Nur da es Redefreiheit gibt, muss man sie halt schwätzen lassen, aber ich will mal einen antiquierten Begriff bemühen – sie sind nicht satisfaktionsfähig.
Nur durch Zufall geriet ich gerade in die Aufzeichnung der Talkshow und war entsetzt über die moralinsaure Tendenz der Gesprächsrunde. Salome -die ich vorher nicht kannte – wirkte als Einzige lebendig und authentisch. Frau Konrad, mit starrem Gesicht und ohne ein einziges Mal den Blick zu heben, trug in gleichmäßig dumpfer Tonlage und mehr als eine Spur zu rechthaberisch ihre Erkenntnisse vor. (Sicher eine Granate im Bett – sorry, das war unsachlich ;).
Der Tugendterrorismus erinnert fatal an das Viktorianische Zeitalter. Ich fürchte: Das ist erst der Anfang…
Soll man Sex kaufen dürfen?
Diese Frage sollte auch aus der Sicht der Käufer beantwortet werden: ja, ich finde Sex sollte man kaufen können, weil Sex einfach Spaß macht bzw. machen kann. Salomé, Sie haben in der Sendung des SRF die Sicht der Verkäuferin vertreten und es war schön zu hören (und in Ihrem Blog auch zu lesen), dass Ihnen Ihre Arbeit grundsätzlich Spaß macht. Auch wenn ein Kaufvertrag und nicht eine ideelle Beziehung der Grund für die „wechselseitige Benutzung der Geschlechtsorgane“ ist, ist befriedigender, schöner Sex etwas sehr Persönliches zwischen den Partnern. Ich war meinen „gekauften“ Partnerinnen immer dankbar, wenn ich den Geschlechtsverkehr schön fand und das ganze Ambiente nicht (zu) unangenehm war. Für mich als Käufer ist es beim ersten Mal mit einer bestimmten Partnerin ungewiss, ob sie mit mir so harmonieren wird, dass ich wieder mit ihr Sex haben möchte. Für die Frau ist es natürlich auch eine Überraschung, was für ein Kunde zu ihr kommt. Wenn der Sex schön war, war es viel mehr als die „wechselseitige Benutzung der Geschlechtsorgane“. Dafür brauchte man Zeit und es hatte dann natürlich auch einen gewissen Preis, der aber nicht auf dem Preisniveau der Hetären lag.
Unangenehme Erinnerungen habe ich an Sex im Rotlichtmilieu. Hinterher fühlte ich mich abgezockt und unbefriedigend entsamt. Die Arbeitsbedingungen wurden wohl an mich als Kunden weiter gegeben. Ich habe dann andere Angebote gefunden.
Schade, dass es die Macher der Sendung nicht fertig gebracht haben, in irgendeiner Weise die Sicht der Nachfrage nach Sex einzubeziehen. Ob es Männer gibt, die sich als Käufer von Sex outen, weiß ich nicht aber in anonymen Statements oder Literaturzitaten hätten die Käufer auch eine Stimme haben können.
Nichts kann einen freisnnigen revolutionären Menschen so in Wut versetzen, wie das Geistes reaktionöre Gewäsch des stagnativen Akademikertums. Es war eine Tragödie und es wurde zur Fars. Das sich selbst sogenannte gebildete und Intellektuelle so doppelt falsch, perfide, infam von den oberflächlichen Konstrukten ihrer Konventionen beschränken lassen., Es ist das entscheidende Elend hinter der philosophischen Theorie der bürgerlichen Gesellschaft.
Allein die gehobene renommierte Literatur ist vollgestopft mit unübersehbaren, unüberhörbaren Apellen an die Auslebung des freien Kunstgeistes in all seinen Formen, vorerst die einfache Bitte an jedweden Leser sich zu Besinnen der Ideotie der Engstirnigkeit durch die bloße Aufnahme des vorgesetzten Daseins eines Sinngehaltes zu entgehen.
Das einzige was dieser Eigenschaft in der Literatur noch überwiegt, ist die Aufzeigung der Negation, wenn und wo dies eben nicht der Fall ist. Die glasklare Kritik an Verhältnissen wo als kleines feines Groteskum bis zur erschreckenswerten Gesellschaftsgröße diese absolute geistige beengtheit ausschlaggebend ist. Man kann dann dessen hyperironischem hauptvertretenden Amtsträger, dem Akademiker Gewäsch und Dünkel, nur Verachtung zollen.
Es ist schier Verrat an einem selber, an der Gesinnung die man vertritt, an dem Erbe das man freiwilligst angetreten hat.
Liebe Frau Balthus,
Es ist an dieser Stelle schon so viel Wichtiges und Kluges gesagt worden, dass ich mich kurz fassen kann. Ich lebe in der Schweiz, und bin froh darüber, denn so lange die Behörden hier ihr Geld bekommen, lassen sie die Etablissements weitgehend in Ruhe.
Auch ich bin der Meinung, dass Sie in der Diskussion sehr lebendig herübergekommen sind und Ihr Anteil an der Diskussion dank der Moderatorin gewichtig ausgefallen ist. Immerhin konnten Sie es vermeiden zu weinen, wie Sie eingangs befürchtet hatten, und die Sache mit dem Wein ist mir wahrscheinlich nur deshalb aufgefallen, weil ich selber gerne ein Glas trinke.
Frau Konrad sprach etwas leise, als wäre sie in der Sprechstunde und machte sich Sorgen um Ihr Wohlergehen. Doch steht Ihre Arbeit als Escort auch in einer gewissen Konkurrenz zu einer Psychologin. Die Nähe und die guten Gespräche, die Sie Ihren Kunden bieten, hindert sicher den einen oder anderen daran, die Dienste von Profis wie Frau Konrad in Anspruch zu nehmen.
Die beiden Männer wirkten bei aller Unterstützung für Sie blass. Es hätte, um im Philosophischen zu bleiben, wohl einer platonischen Diotima bedurft, um sie aus der Reserve zu locken und von ihren eigenen Erfahrungen berichten zu lassen.
So blieben Sie leider allein mit Ihrem Insiderwissen. Und obwohl sich alle Beteiligten die grösste Mühe gaben, sah die Diskussion über Strecken wie eine Einfraushow aus, mit Ihnen in der Mitte und gleich vier Zuschauern rund herum, die Ihre Aussagen bestaunten. Man mag das schade finden, aber immerhin wurde damit ein Anfang gemacht, indem alle deutlich wahrnehmen konnten, dass es sich bei Escorts und den meisten Prostituierten um ganz natürliche Frauen handelt, solche, die man auf einem Bahnhof oder im Gemüsemarkt antreffen kann.
Es würde mich deshalb nicht erstaunen, wenn der eine oder andere Diskussionsteilnehmer in nächster Zeit an Ihre Türe klopfen würde. Ich selber werde mir Ihre Dienste in absehbarer Zeit leider nicht leisten können. Deshalb bin ich beim „Sie“ geblieben.
Mit Respekt für Ihren Mut Thom