Mein neues Leben als Lobbyhure oder wie ein Abgeordneter mich freundlich aufforderte, auf meine Bürgerrechte zu verzichten.
Letzte Woche war ich seit langem wieder mal auf der Straße. Nicht auf dem Strich, sondern auf einer Demo. Vor dem Abgeordnetenhaus. Dort fand am Dienstag nämlich die erste Sitzung des neuen parlamentarischen Arbeitskreises „Prostitution – Wohin?“ statt. Ins Leben gerufen von den Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich (CDU) und Leni Breymaier, dem schwäbischen Mutterschiff der SPD Baden-Württemberg, die gerade für das „Sexkaufverbot“ gestimmt hat – also für die Abschaffung der Prostitution. Prostitution wohin? – Ja, wohin, wohin damit, quo vadis, was macht ein deutscher Staat nur mit dir, der dich nicht einfach sein lassen kann, wo und was du bist, oh „ältestes Gewerbe der Welt“? Uns Huren, die wir uns spontan zu der kleinen Kundgebung vor dem Abgeordnetenhaus versammelt hatten, schwante, dass es ziemlich klar war, wohin es mit uns und unserem Beruf gehen sollte: nämlich in Richtung Verbot, in die Illegalität.
Nordische Moral
Leni Breymaier und andere sogenannte „Abolitionisten“ (das Wort haben sie von der Bewegung der Sklavenbefreiung geklaut, ich fände ja besser, wir bezeichneten sie als das, was sie sind, nämlich: Neo-Puritaner) sind Verfechter des sogenannten „Schwedischen Modells“ – sie nennen es lieber noch „Nordisches Modell“, ganz so als ob die Nordische Welt wieder das Ziel kultureller Einordnung Deutschlands, respektive Germaniens wäre! Das Schwedische Modell ist eine Art Saubermann-Puritanismus, nach dem zwar nicht die armen Huren kriminalisiert und hinter Gitter gebracht werden (vielen Dank!), aber alles getan wird, um ihnen das Handwerk unmöglich zu machen: vor allem die „Freierbestrafung“, das Sexkaufverbot.
Wie bitte, man bestraft keine Huren, verbietet aber Sexkauf, nimmt ihnen also den Lebensunterhalt? Ja, genau. Das ist ganz so, also ob man einem Journalisten sagen würde, wir sind dagegen, dass du für deine Arbeit bestraft wirst, du darfst das weiter machen, aber wir bestrafen alle, die Zeitungen kaufen oder gar lesen, wir verbieten Druckereien, Redaktionen, und selbst im Internet eine Zeitung oder einen persönlichen Blog betreiben darfst du natürlich auch nicht. Du darfst deine Texte auf der Straße verteilen, aber natürlich nicht überall, nicht in Innenstädten oder in kleinen Gemeinden, und wer dabei erwischt wird, dass er dir einen Text abkaufen will, kann mit hohen Geldstrafen und bei Wiederholungstaten auch mit Gefängnis bestraft werden. Und das tun die Abolitionisten, weil sie glauben, dass Journalismus, äh, Sexarbeit etwas per se Schlechtes ist, institutionalisierte Vergewaltigung, patriarchale Struktur, die Frau als Ware, reiner Zwang (oder Psychose), etwas, das wir als Gesellschaft nicht wollen. Aber die Huren, die sollen nicht bestraft werden. Die bekommen Hilfsangebote. Sie dürfen eine Weiterbildung zur Putzfrau in einer Zeitarbeitsfirma machen, oder, wenn sie Ausländerinnen sind, bekommen sie ein Gratis-Oneway-Ticket in ihr Herkunftsland. Vielleicht werden sie dort dann wie Kriminelle behandelt, wenn herauskommt, dass sie hier in Deutschland Prostituierte/Zwangsprostituierte waren (was soll die Unterscheidung, Spitzfindigkeiten…), aber das geht die Abolitionisten ja nichts an. Sie haben sie immerhin gerettet. Und, wie ein US-Polizeibeamter jüngst twitterte: Es sei auf jeden Fall richtig, dass die Freier bestraft würden und nicht die armen Nutten, aber vielleicht sei es immerhin ganz gut, sie zu verhaften, wenn sie im Knast sicherer sind als draußen auf der Straße.
Genug davon. Genug Grund für uns politisch organisierte Sexworker, höchst besorgt zu sein. Genug Grund, in Berlin, so wie jüngst auch in Stockholm, mit unseren Forderungen auf die Straßen zu gehen. Die Sorge, von den Abolis, wie wir sie liebevoll nennen, mal wieder als „Lobbyhuren“ abgestempelt zu werden schreckte uns nicht mehr, na und, dann sind wir eben Lobbyhuren, Huren brauchen eine Lobby, jetzt erst recht. Ich bin eine leidenschaftliche Lobbyhure!
Lobbyhure
Aber demonstrieren im Regierungsviertel reicht natürlich nicht, es muss wirklich Lobby-Arbeit gemacht werden. Ach du Schreck, wie macht man sowas? Lobbyisten gehen in Büros von Abgeordneten und reden mit ihnen. Genau das habe ich getan. Ich bekam einen Termin bei Frank Heinrich, dem Initiator dieses Arbeitskreises „Prostitution – wohin?“. Ich war skeptisch und argwöhnisch. Wollte er mich vielleicht nur treffen, um sich sagen zu können, er hätte alle Seiten gehört, obwohl seine Entscheidung, unsere Arbeit zu verbieten, ohnehin fest stand?
Aber hingehen musste ich so oder so. Und sei es aus Neugierde. Wie verhält sich so jemand im Gespräch, der Mächtige gegenüber einer Betroffenen, deren Existenz er demnächst vernichten will? Das hat doch zumindest literarischen Mehrwert, und vielleicht muss ich ja demnächst vom Schreiben leben, wenn ich keine Hure mehr sein darf.
Ich versuche, mich möglichst gerecht zu erinnern. Er überraschte mich, weil er kein Dogmatiker war, kein christlicher Moralprediger, niemand, der mit dem „Bild der Frau in der Gesellschaft“ oder ähnlichen Zumutungen argumentierte. Er war offen, pragmatisch, problemorientiert, und durchaus nicht fertig mit seiner Meinungsbildung. Ich will ihm nicht unterstellen, er hätte mir etwas vorgespielt, mir vorgemacht, er wäre nett und kooperativ, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Abgeordneter wie er so viel Zeit hat, so viel Aufwand zu betreiben nur weil ich ihn sprechen will. So wichtig bin ich kleine Lobbyhure doch nicht mit meinem kleinen Twitter-Account und meiner Semi-Prominenz. Ich bin ja nicht mal im Vorstand meines Berufsverbands. Ich bin nur eine neugierige Betroffene, und der vom Wahlvolk gewählte Repräsentant sah es als seine Pflicht, sich seinem Souverän zu erklären. Frank Heinrich möchte ein guter Politiker sein. Er möchte eine gerechte Entscheidung treffen. In unserem Gespräch beklagte er sich über die Schwierigkeit, dass man ja leider keine Zahlen habe über meine Branche, dass man ja zum Teufel aber auch nicht wissen könnte, wer es aus Zwang mache, und wer freiwillig. Ist das Verhältnis, so wie die Abolitionisten sagen, 99:1? Oder ist es im Gegenteil eher umgekehrt? Könne man den Lobbyhuren glauben, dass die allermeisten von uns es durchaus freiwillig tun, und die tatsächlichen Opfer von Menschenhandel seien die absolute Ausnahme, wenn auch tragisch? So wie auch Polizeistatistiken glauben machen? Aber was brächten schon Polizeistatistiken, die Dunkelziffer, die sei ja bekanntlich höher, weil die meisten Fälle ja bekanntlich nie zur Anzeige gebracht würden.
Ich gab zurück, dass ich gehört hatte, dass Sozialarbeiter und Bundesfachberatungsstellen wie die Hydra in Berlin Jahre bräuchten, um Vertrauen aufzubauen, bis Menschen sich öffneten. Klar: dazu gehöre eben ein vertrauenswürdiges Umfeld. Man kann nicht erwarten, dass Menschen Behörden gegenüber offen sind, wenn sie Sanktionen befürchten müssen, die ihre persönliche Situation noch schlimmer machen. So wie eine Razzia oder polizeiliche Befragung des vermeintlichen Täters, der danach wieder gehen darf, ohne dass das Opfer irgendeinen Schutz erhält. Oder gar Abschiebehaft.
Das sah er ein. Von allein würden die Prostituierten den Mund nicht aufmachen. Aber immerhin könnte man jetzt wenigstens die Lage überprüfen, rein in die Bordelle, selbst in die kleinsten, und die Verbrecher im Flagranti erwischen.
Ja, sagte ich, weil mit dem Prostituiertenschutzgesetz vor zwei Jahren der Schutz der Wohnung aufgehoben wurde für Sexarbeiterinnen. Oder bei Verdacht darauf.
Genau!, rief er heiter, als sei das ein großer politischer Erfolg.
Eine simple Gleichung
Und dann machte er eine Gleichung auf. Er sagte sinngemäß: Mal angenommen, das Verhältnis von Zwang und Freiwilligkeit in Ihrer Branche wäre 50:50 – für beide Seiten also eine wohlwollende Annahme. Müsste man nicht selbst dann im Interesse der Allgemeinheit sagen, der Beruf muss abgeschafft werden, ein Verbot muss her? Wiegt das Leid der einen Hälfte nicht viel schwerer als Ihre egoistische Gewerbefreiheit? Sehen Sie nicht ein, dass Sie sich in diesem Falle opfern sollten? Im Interesse der Allgemeinheit!
Ich halte inne und lasse diese Konklusion auf mich wirken. Es handelt sich um das Hauptargument für die Abschaffung von Prostitution, auf das all das Gerede zusammenschnurrt, wenn man mal die christlichen Moral-Dogmen von der Rolle der braven Ehefrau und die Küchenpsychologie von der geschändeten Seele weglässt, und nüchtern-pragmatisch an die Sache heran geht, so wie der CDU-Mann Frank Heinrich. Betrachten wir einmal nur die logische Struktur dieses Arguments. Blenden wir einen Moment aus, dass ein Verbot wohlmöglich gerade den Opfern von Menschenhandel kein bisschen hilft, weil es den Kriminellen eine Monopolstellung gibt, so wie damals bei der Prohibition. Vergessen wir kurz die menschliche Tatsache, dass ein Verbot nicht die Nachfrage nach dem Verbotenen beseitigt (ganz im Gegenteil). Ignorieren wir die Tatsache, dass Huren auf der ganzen Welt – nicht Zuhälter – gegen das Sexkaufverbot sind. Beschäftigen wir uns nicht mit den Studien und Beobachtungen zur Realität in Ländern wie Schweden, Norwegen, Frankreich und Kanada, in denen durch ein Verbot weder Prostitution noch Menschenhandel verschwunden sind, nur die Rechte der Prostituierten. Scheißen wir auf die Frage, was nach dem Verbot mit den Betroffenen geschieht, mit den versklavten Mädchen wie mit den arbeitslosen Frauen, ohne gesamteuropäische Konzepte von Sozialpolitik und interstaatlicher Solidarität. Stellen wir uns stattdessen vor, die Probleme der Menschenhandelsopfer wären allein mit dem Verbot wirklich beseitigt, und es gelte die Annahme: die Freiheit der einen 50% gegen die Freiheit der anderen 50%. Deal?
Einige Menschen werden das intuitiv richtig finden, gerecht. Vor allem, wenn man zugunsten der Verbotsbefürworter annimmt, die Gleichung wäre eher: die Freiheit der 1% gegen die Freiheit der 99%. Und schon allein, weil so viele dies meinen, müsste ich doch ein Einsehen haben, und meine Rechte als Einzelner nicht zu hoch ansiedeln. Es ist ja nicht so, dass ich dieses Argument im Büro dieses Bundestagsabgeordneten zum ersten Mal gehört hätte. So etwas wird mir öfter mal in sozialen Netzwerken ans Herz gelegt. Und sogar Leni Breymaier persönlich hat mich vor ein paar Monaten, bei einer Veranstaltung in Neukölln mit dem idealistischen Titel „Für eine Welt ohne Prostitution“, bei der ich geschafft hatte, ins Publikum zu gelangen, und wo sie mich erkannte, vom Podium herunter angebrüllt, vor hunderten von Zeugen, ich – ich! – sei persönlich verantwortlich für das Leid jedes als Zwangsprostituierte vergewaltigten Kindes. Harter Tobak, eine Nummer kleiner ging´s bei dem Thema offenbar nicht. Was für ein Vorwurf, wenn man nur ganz kurz versucht, sich das vorzustellen, gar bildlich, und die Abolis lieben ja die anschauliche Schilderung. So hat Inge Bell von Terre des Femmes Deutschland e.V., die auch auf dem Podium war, wieder ihre Geschichte aus dem Kosovo-Krieg erzählt, wo der sie ein minderjähriges Mädchen kennenlernte, das von Soldaten grausam sexuell misshandelt worden ist (ich erspare mir die blutigen Details), und deshalb – so schloss Inge Bell ihre Schilderung ab – , deshalb sei sie gegen Prostitution. Das Publikum war von dem Erzählten dermaßen erschüttert, dass es gar nicht merkte, dass zwischen diesen Kriegsgräueln und Prostitution gar kein Zusammenhang besteht.
Vor nicht wenigen Jahren wurde in der BRD gegen die Entkriminalisierung von Homosexuellen damit „argumentiert“, dass man damit ja indirekt die Pädophilie legalisiere. Dass es keinen logisch eindeutigen Zusammenhang zwischen Homosexualität und „Knabenliebe“ gibt, ja noch nicht einmal in Bezug auf die Nachfrage – ebenso wenig wie zwischen Sexarbeit und Menschenhandel – , ging diesen Leuten einfach nicht in den Kopf. In manchen Ländern herrscht dieses abscheuliche Vorurteil heute noch.
Die einfache Lösung
Ich schwöre, wenn ich, allein dadurch, dass ich mein Geld in Zukunft anders verdiene, das Leid auch nur eines Menschen beenden könnte, ich würde es tun. Sofort. Doch die Logik des Arguments ist mir nicht evident: Das, was Frank Heinrich, MdB, von Sexarbeiterinnen verlangt: der Einzelne opfere seine Interessen dem höheren Interesse der Mehrheit, ist nackter Utilitarismus und Kollektivismus und erinnert eher an stalinistische Denkungsarten als an die Werte eines Christsozialen. Wäre Frank Heinrich aus der ehemaligen DDR, läge der Vorwurf nahe, dieser Mann habe unser liberales Demokratieverständnis noch nicht intus, er stehe nicht so richtig auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, nach der unsere Verfassung dazu da ist, die schwachen Minderheiten vor der Gewalt der Mehrheit zu schützen, nicht umgekehrt. Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleich. Auch die Außenseiter. Sogar die Huren sind BürgerInnen, ihre Rechte, die sie heutzutage in diesem Staate haben, gelten genauso viel wie die Rechte jedes anderen. So wie das Recht des Bürgers am eigenen Körper, dem Ausleben der eigenen Sexualität und die Freiheit, damit ein Gewerbe zu treiben, mit dem niemandem Schaden zugefügt wird. Es sei denn höchstens als ein Ärgernis in den Augen derer, die sich durch unsere Grundrechte darin behindert sehen, mit einem Verbot eine scheinbar einfache Lösung für komplexe Probleme zu erhalten. Probleme, die man besser mit ordentlicher Polizeiarbeit und Sozialpolitik angehen müsste, und zwar EU-weit.
Nochmal: der nordische Kollektivismus ist nicht demokratisch. Die Verfassung schützt die Rechte jedes einzelnen, nicht nur die der Angehörigen der Mehrheit. Der Mensch sei niemals ein Mittel, auch nicht das Mittel einer höheren Moral oder eines kollektiven Willens. Wäre es anders, wäre es legitim, dass eine Minderheit auf ihr Recht verzichtet, wenn die Mehrheit (oder, in diesem Falle: der Gesetzgeber) es so wünscht, dann gelte das im Umkehrschluss für alle Minderheiten. Und die meisten Bürger gehören in irgendeinem Punkt einer Minderheit an. Welche Rechte opfern Sie, nur weil die anderen es wollen? Obwohl Sie niemandem damit schaden? Vielleicht sollen wir alle in der Konsequenz auf unsere Bürgerrechte verzichten, sobald sie für die Politik zu Interessenkonflikten führen.
Dennoch will ich Frank Heinrich nur die beste moralische Gesinnung unterstellen. Er ist kein Hurenhasser. Sexarbeiterinnen sind ihm nicht egal. Das nächste Haushaltspaket aber, das Einsparungen gerade bei Polizei und Sozialpolitik vorsehen könnte, allerdings auch nicht. Es ist sicher nicht leicht, Politiker zu sein.
„SPD Baden-Württemberg, die gerade geschlossen für das „Sexkaufverbot“ gestimmt hat . . .“
Liebe Salomé, das stimmt zum Glück nicht. Der Beschluss war mehrheitlich, aber alles andere als geschlossen. Die Jusos und Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen BaWü waren entschieden dagegen! Die Rednerin der AsF hat gesagt, sie wünsche sich den Tag, an dem eine Hure in den Vorstand gewählt würde und vom Podium ihre Themen, ihre Politik vertreten könne, Dann sei die Gleichstellung erreicht.
(Hatte ich auf der Demo noch gesagt, aber Du warst schon weg)
Das sind ja wunderbare Nachrichten!
Bravo Hut ab sehr gut geschrieben.
Ich bin alles andere als sicher, ob die BRD die Entkriminalisierung von Homosexuellen hinbekommen hätte.
Es ging schlicht nicht anders, denn es stand im Einigungsvertrag mit der DDR. Die Abschaffung des §175 (in der DDR: 1987) wurde noch fünf Jahre verschleppt, dann mussten sie.
Die Zeit kenne ich noch, in der man in eine andere Stadt als die eigene fuhr, um auf den CSD zu gehen, Ich kann mir durchaus vorstellen, dass für die Politiker die Rechte der Hunderttausenden, die sich schon damals artikulierten, nicht wichtig genug erschienen wären gegenüber dem gefühlten Recht von Millionen, in ihrer Homophobie bitte nicht durch anderslautende Gesetze behelligt zu werden.
Sie diffamieren die täglichen Opfer von Menschenhandel und sexualisierter Gewalt!
Und das als Frau!
Shame on you
Liebe Anna Maria,
Ihre Meinung ist nicht meine Meinung, aber ich bin trotzdem dafür, dass Sie sie sagen dürfen, und veröffentliche sie sogar auf meiner Website. Alles Gute für Sie. Salomé
Menschenhandel und Prostitution sind zwei verschiedene paar Schuhe. Der Menschenhandel lief bisher ja auch ganz prächtig im Untergrund. Genau dort wird er auch bleiben und herrlich aufblühen, sobald die Konkurrenz aus dem Weg geschafft wird.
Es mag eine sehr provokante Aussage sein, doch ich glaube mittlerweile, dass die Befürworter des Sexkaufverbots den Menschenhandel eher fördern wollen. Sie kennen die Zahlen anderer vergleichbarer Länder, die ebenfalls zum nordischen Modell übergegangen sind. Sie müssten doch wirklich wissen, dass sie es dadurch nur noch schlimmer machen.
Das ist eine nicht begründete Behauptung. Eine direkte Korrelation zwischen Menschenhandel, sexualisierter Gewalt und Prostitution gibt es nicht. Sie sollten das darlegen so Sie andere Ansiciht sind. Ansonsten: shame on you – naughty girl.
Es ist toll, dass Sie offensichtlich gegen Menschenhandel sind. Ich auch! Nur:
Wir werden ihn mit dem Verbot von Prostitution nicht eindämmen…sondern das weite Feld dieses Berufsstandes ganz in die Hände von Verbrechern legen. Es ist völlig richtig, der Handel mit Menschen muss beendet werden. Ich behaupte,er wird dann enden, wenn Frauen wie Männer frei sind. Wenn Frauen, weil sie legal und gut geschützt sind, sich ihre Kunden völlig frei aussuchen können. Mit Pass und Sozialversicherung im Hintergrund. Vor allem aber mit vollem Respekt und Hochachtung für ihr Angebot.
Manches fühlt sich so richtig, so gerecht an, dass man schon davon überzeugt ist, bevor man überhaupt sein Gehirn einschalten kann. Doch wer diesen Artikel aufmerksam liest, dem kann geholfen werden. Das im Text wiedergegebene Hauptargument für die Abschaffung der Prostitution wird hell beleuchtet, so dass deutlich erkennbar wird, was seine Verfechter eigentlich fordern: Die Einschränkung der Rechte einer vermeintlichen Minderheit. Es bleibt zu wünschen, dass der Text viel Aufmerksamkeit findet.
Liebe ????,
bei dem Wort „Lobbyhure“ musste ich stützen.
Ja, Sie sind eine Lobby für Huren, Bezeichnen sich vielleicht nicht nur als Hetaera, sondern auch als Hure,
Doch eine Lobbyhure wären Sie nach meiner Definition nur, wenn Sie des Geldes, oder eines anderen Vorteils Willen Lobbyarbeit gegen ihre Überzeugung machen würden.
Eine Lobbyhetaera, währen Sie, wenn Sie aus freien Stücken Lobbyarbeit für eine bestimmte (ggf. auch unmoralisch/verruchte) Sache machen wollen und es schaffen andere dazu zu bringen Sie dafür zu buchen und zu bezahlen.
Guten Tag Frau Balthus,
lese Ihre Kolumne und die Texte in diesem Blog bzw. bei Twitter schon seit geraumer Zeit und möchte mal noch folgendes dazu los werden:
Persönlich habe ich definitiv keine ausgeprägte Abneigung gegen das Gewerbe
in welchem Sie tätig sind und auch sonst keine Vorurteile gegen Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen.
Was ich aber wirklich extrem bedenklich und schlimm finde ist diese Verharmlosung
wo Sie diesbezüglich betreiben.
Prostitution, Unzucht, einen sexuell unmoralischen Lebensstil, Hurerei, Ehebruch
usw. als etwas völlig normales ja sogar etwas Gutes oder erstrebenswertes darzustellen ist dann nach meiner Meinung schon eine gewaltige Verdrehung
der Tatsachen.
Ich könnte Ihnen jetzt gefühlte 1000 Stellen aus den heiligen Schriften nennen wo solches Treiben auf das schärfste verurteilt und / oder bestraft wird.
Als eventueller Einstieg rate ich Ihnen oder auch den Damen auf dieser Seite sich mal etwas intensiver mit dem Schicksal der Städte Sodom und Gomorra zu beschäftigen.
Alles Gute und mit freundlichen Grüssen,
Joachim
Gomorrha bitte mit h, wie Hetaera.
OMG – „Prostitution, Unzucht, einen sexuell unmoralischen Lebensstil, Hurerei, Ehebruch usw. als etwas völlig normales ja sogar etwas Gutes oder erstrebenswertes darzustellen ist dann nach meiner Meinung schon eine gewaltige Verdrehung der Tatsachen.“
Tickt’s noch? In welcher Welt leben Sie? Sie sind unfähig zu differenzieren oder wissen Sie nicht wovon Sie schreiben. Dann empfehle ich vorher die Worte bei Wikipedia nachzuschlagen. Hinzu kommt, daß wir in einer freiheitlichen, selbstbestimmenden Welt leben. Wer huren will soll, kann und darf es tun. Nur die Huren, welche (meistens) von Männern mit Gewalt zur Prostitution gezwungen werden, muß man helfen. Aber nicht diejenigen bestrafen die zu einer Hure gehen. Sie sind ein fürchterlicher andere unterdrckender Bevormunder und Fremdbestimmer der Andersdenkenden.
Oder sind Sie auch dafür die Bankkunden zu bestrafen statt die Bankräuber?
Prostitution als Feindbild
oder „Loverboys“ und ihre Masche
Die „Kulturzeit“ vom 22. November 2019 sendete einen Beitrag über „Loverboys“ und ihre Masche.
Eine junge Frau kommt zu Wort, die nach sechs Jahre den Absprung aus der Prostitution geschafft hat und nun studiert. Sie geht in Schulen und will aufklären, wie junge Mädchen ausgenutzt werden.
Gleichzeitig fordert sie Änderungen durch die Politik, um die Aufklärung durch die Polizei zu verbessern. Das „nordische Modell“ soll eingeführt werden; Sex-Kauf soll unter Strafe gestellt werden. Insgesamt macht diese „Zeugin“ einen traumatisierten Eindruck. Als Pubertierende fühlte sie sich hässlich, dick und wenig angenommen.
Konträr berichtet sie von dem Spiel mit vorgegaukelter Liebe, der gelogenen Schuldenfalle und von Massenvergewaltigungen, bei denen weg gesehen wird.
Wieder einmal muss Lust & Liebe, muss die sexuelle Freiheit, die Prostitution herhalten, weil diese verfaulte Gesellschaft ein Feindbild braucht.
Diese „neue Welt“ mit ihrer Verlogenheit kommt als Januskopf daher.
Diese Gesellschaft mit ihrer aktuellen Politik und Kapitalorientierung hat versagt.
Die Familie und die Schule als Hort für Angenommensein und sozialen Ausgleich hat versagt.
Die Kirche trägt ein Übriges in diesem Ranking bei und will noch nicht einmal Opfer mit den Beiträgen entschädigen, weil man doch Immobilien u.a.m. hat.
Die schnelle Liebe ist nur eine dünne Stelle im gesellschaftlichen Leben und soll nun all die Tricks beim schnellen Geld verdienen zugeschoben bekommen. Schlepper, Nepper und meist Männer aus dem Ausland meint man zu kennen und doch liegen die Wurzeln an anderer Stelle!
Geld verdienen ohne Mühe – „Superstar“ werden in kurzer Zeit, auch ohne Talent, alles geht und man muss ja nur…
Über allen prangt der Paradigmenwechsel, der Wertewechsel, der eigentlich ein Verfall von Werten ist, die es immer weniger gibt.
Dadurch werden Gesetze ausgehöhlt und die Gerichtsbarkeit verkehrt.
Die Steuergelder nimmt man den „Liebesdienerinnen“ gerne ab und ein Loverboy wurde in der Sendung eingespielt, der im Verhör von 250.000 verdienten Euros sprach.
Was will ein Mann mehr, wenn es nur kleine Mädchen braucht und seine Status zu zementieren? Gleichzeitig kann man auf die Verwerflichkeit anderer Kulturkreis zeigen, um von den eigenen schmutzigen Fingern abzulenken.
Einen Sendebeitrag weiter konnte man den Papst sehen, der in Fernost die Religionen eint und heute nach Japan weiter reist. Er hat den Schuldigen für alles Übel gefunden. Es ist der Teufel!
JFW 23.11.2019
Nicht nur das Wort (Logos), sondern auch die Dummheit (HÉ MORIA griechisch) ist Flesch geworden!
Ich bin ein Bordellgänger……nach dem Willen einiger unserer Volksvertreter soll ich demnächst kriminalisiert werden. Das sind natürlich alles andere als „schöne Aussichten“.
Ich gehe in Bordelle, weil meine Frau vor einigen Jahren beschlossen hat dazu zu stehen, gar keinen Sex mehr zu wollen. Im „Gegenzug“ hat sie mir freigestellt unsere schon über 3 Jahrzehnte währende Beziehung zu verlassen (das würde sie verstehen) oder meinen „sexuellen Ausgleich“ anderswo zu finden. Da das mit den reinen Sex-Freundinnnen auch nicht so einfach isthabe ich käuflichen Sex ausprobiert und bin bisher dabei geblieben. Meine Frau weiß grundsätzlich von meinen Eskapaden – findet das zwar nicht als ideal aber als für uns möglichen Kompromiss.
Gerade bei meinen ersten Besuchen war ich unsicher und wollte natürlich keiner Zwangsprostitution oder Ausbeutung Vorschub geben. Inzwischen kenne ich Häuser bei denen ich mich „gut aufgehoben fühle“ und ich zu 99,99% davon ausgehe, dass die dort arbeitenden Frauen freiwillig dort ihre Dienste anbieten.
Das „nordische Modell“ würde wahrscheinlich die Gesamtzahl der Dienstleistungen etwas reduzieren würde aber dafür das gesamte Feld dem kriminellen Milieu überlassen……eine mehr als fatale Entwicklung. Austrocknen von kriminellen Strukturen schafft man wohl eher durch Legalisierung und Transparenz – und wie eine effektive Umsetzung am besten geht, erfährt man ehesten von den Betroffenen – also den Sexarbeiterinnen.
Jeder weiß, dass es T-shirts gibt, die unter unmenschlichen Bedingungen und teilweise mit Kinderarbeit produziert werden. Da kommt doch auch keiner auf die Idee, um da gegen die Missstände anzugehen das Tragen von T-shirts unter Strafe zu stellen, im Wiederholungsfall sogar mit Gefängnis……der Gedanke ist schon absurd, aber das tun diese selbsternannten Moralapostel.
Vielen Dank für Ihren offenen Kommentar. Ausbeutung und kriminelle Strukturen müssen boykottiert und bekämpft werden, ob in der Prostitution oder in der Textil-Produktion. Das kann nur gelingen, indem man den Betroffenen zuhört und sich nicht von Vorurteilen leiten lässt.
Opfern? Offenbar kommt man auf solche Ideen, wenn man keine vernünftigen Politik Konzepte entwickelt hat. Prostitution und Menschenhandel verschwindet ja nicht einfach mit einem Sexkaufverbot, genauso wenig Prostitution bei einem Prostitutionsverbot. Die Verbote, die kriminalisieren und das Stigma verstärken, verschlechtern nur die Arbeitsbedingungen, fördern Zuhälterei, isolierte Sexarbeit und Illegalisierung, wo Hilfsangebote gar nicht mehr hin kommen. Ich bin sehr traurig darüber, daß soviel Politiker, die nichts auf der Pfanne haben, Entscheidungen über Leben und Tod treffen dürfen. Nieten zu Eliten, scheint auch in Deutschland Usus zu sein.
lg Susi; ehemalige Sexarbeiterin und Aktivistin
Danke für diese erhellenden Worte – hoffentlich werden sie von ganz vielen gelesen und von vielen beherzigt.
Ich wollte auch meinen Beitrag leisten:
So in etwa diesen Text habe ich an alle Bundestagsfraktionen geschickt.
Mal nicht im Namen von uns Sexarbeitenden, sondern aus dem Blickwinkel der Frauen, die meine Dienstleistung in Anspruch nehmen.
Ich schreibe jetzt im Namen meiner Klientinnen, die völlig entsetzt sind, dass sie nach diesen Vorstellungen jetzt zu Kriminellen werden sollen.
Ich habe mich nach Beendigung meiner ursprünglichen beruflichen Kariere zum Tantramasseur (TMV) und auch zum Sexualbegleiter (ISBB) weitergebildet und zertifizieren lassen. Ich arbeite u.a. mit Frauen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben und ich arbeite Schwerpunktmässig mit Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen.
Ich unterstütze sie dabei, ihren Körper (wieder) annehmen und lustvoll erfahren zu können.
Meine behinderten Klientinnen haben entweder keine sexuellen Erfahrungen machen können, oder durch die Verschlechterung ihres Zustandes keine „normalen“ Sexualkontakte aufrecht erhalten können oder sie haben mit ihren ExPartnern schlechte Erfahrungen (Missbrauch, emotionale/finanzielle Ausnutzung) gemacht.
Für diese Frauen ist es eine heilsame Erfahrung, jetzt in mir (oder meinen Kollegen) jemanden zu haben, der (in den 2 Stunden, die sie gebucht haben) ganz für sie da ist und nicht versteckte Eigeninteressen verfolgt.
Die, die schon Partnerschaften hatten, sagen, dass sie sich das erste mal im Leben wirklich angenommen fühlen, sich das erste mal ganzer Mensch fühlen.
Die noch keine Partnerschaften hatten, können in unseren Begegnungen erfahren, wie sich erfüllte Sexualität anfühlen kann, und mit mir einüben, wie sie in künftigen Beziehungen für sich sorgen können.
Diese Menschen haben Lebensmut (zurück) bekommen durch meine Arbeit mit ihnen.
Und genau das ist ja für mich die Motivation gewesen, Zeit und Geld in eine fundierte Ausbildung zu stecken: Menschen, die von unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden, zu Lebensfreude und Selbstbewusstsein zu verhelfen.
Und diese Menschen werden kriminalisiert, wenn das „nordische Modell“ eingeführt wird.
Die haben vielleicht nicht wirklich zuende gedacht, was sie mit so einem Gesetz auch anrichten.
Meine Klientinnen, die Frauen mit Behinderung, die einfach auch nur „normal“ glücklich sein möchten, auch in ihrer Sexualität, würden durch so ein Gesetz nur ein weiteres mal erfahren, dass sie von „der Politik“ im Stich gelassen werden, ja sogar zu Kriminellen erklärt würden.
Was soll ich denen denn bloss sagen, wie es für sie weitergeht?
Was sagen Sie den Frauen, warum Sie ihnen auch dieses Stück „normal sein“ verbieten wollen?
Mit freundlichen Grüssen!
Das Büro von Frau Winkelmeier-Becker(CDU) schickte mir als Antwort die Kopie einer Antwort, die sie an eine Dame mit Behinderung geschickt hatten, die selbst Kundin eines Sexualbegleiters ist,
Meine Antwort darauf, die aber leider nicht mehr entgegengenommen wurde:
Liebe Frau Winkelmeier-Becker,
zunächst mal ein Danke, dass Sie mir eine Antwort haben zukommen lassen.
Auch wenn die nicht auf mein eigenes Schreiben reagiert.
Ich hatte gehofft, dass ich dadurch, dass ich Ihnen einen anderen Aspekt zeige, den Bereich Sexarbeit zu sehen, Ihnen die Augen dafür öffne, dass der Bereich „Prostitution“ aus viel mehr besteht, als nur aus Zwangsprostitution. Das ist mir offensichtlich nicht gelungen.
Dass Zwangsprostitution bekämpft werden muss, ist ja wohl nicht strittig.
Aber beim nordischen Modell geht es ja gar nicht darum die Zwangsprostitution zu bekämpfen, sondern Prostitution insgesamt zu verhindern.
Das Prostituiertenschutzgesetz sollte doch schon gegen Zwangsprostitution helfen.
Warum also nicht erst herausfinden, in wieweit das gelingt und warum /warum nicht.
Schon dieses Gesetz hat so zu sehen die Situation für Sexarbeiter*innen nur in sehr kleinen Bereichen gestärkt. Gerade der selbstbestimmte Zusammenschluss von Sexarbeiter*innen wird massiv behindert.
Dabei hilft doch vermutlich die Stärkung der Rechte von Prostituierten am besten, dass sie sich gegen Fremdbestimmung wehren können, statt ihnen die Lebensgrundlage und wichtige Rechte zu entziehen.
Mir erschliesst sich nicht, wie jemand durch Zwang und Fremdbestimmung
vor Zwang und Fremdbestimmung geschützt werden kann. Aber wenn das gar nicht ihr Ziel ist, sondern wenn es darum geht, eine ihnen unliebsame Berufsgruppe insgesamt zu verbieten, dann ist das Bild schon was anders.
Noch mal zurück zu meinem eigentlichen Anliegen (denn Argumente gegen das nordische Modell werden Sie reichlich in der politischen Arbeit zu hören bekommen) zurück zu kommen: zur Sexarbeit gehört sooo viel mehr, als die Zwangprostitution:
Menschen die diese Berufe freiwillig machen, Menschen die auf diese Weise ihren Lebensunterhalt verdienen wollen, Menschen die ihn gerne machen, Menschen die in diesem Bereich den Sinn ihres Lebens verwirklichen.
Ich habe Ihnen von meiner emanzipierenden Arbeit mit Frauen geschrieben.
Und der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen.
Damit Sie Ihre Sichtweise ändern(= verbessern) können.
Und meinen Klientinnen kann ich also weitergeben, dass ihre Befürchtungen richtig waren, dass sie wie üblich nicht berücksichtigt werden – wegen einer anderen, Ihnen wichtigeren(?) Menschengruppe hinten runter fallen. Traurig, aber ist wohl so.
Ich bin ja mal auf die neue Bundesregierung gespannt ob die auch etwas gegen die Sexarbeit im generellen machen wollen oder nicht. Oder ob ihnen bewusst wird das ja alle die in diesem Bereich legal arbeiten auch Steuern und Sozialabgaben zahlen. Das die Zwangsprostitution bekämpft werden muss, muss allen bewusst sein.