Leah Féline und Juliette Morrigán

Von Rollschuhfahren und gemeinsamen Orgasmen.

 

Juliette: Wie schön, dass wir dieses Interview miteinander machen. Du hast mich immer fasziniert und ich freue mich, dich näher kennenzulernen.

Leah: Die Freude ist ganz meinerseits. Ich habe neulich bei der Hetaera-Weihnachtsfeier gemerkt, dass uns ganz schön viel verbindet.

Juliette: Das stimmt. Wir beide haben einiges gemeinsam. Das Rollschuhfahren und die Liebe zum zeitgenössischen Tanz zum Beispiel. Auch ein paar besondere Eigenschaften, die wir in unserer Sexualität erleben. Aber dazu später mehr. Natürlich auch das hemmungslose Tanzen in der freien Natur. Ich weiß noch wie ich letztes Jahr auf einem Festival glücklich in der Sonne am See tanzte. Plötzlich tauchtest du auf–mit kreisenden Hüften und einem super-sexy Outfit.

Leah: Danke für das Kompliment. Du hast übrigens auch ganz sexy ausgesehen. Ja das war ein schöner Moment. Ich habe mich sehr gefreut, dich dort zu sehen.

Juliette: Was liebst du an Rollschuhfahren so sehr?

Leah: Oh, so vieles. Ich kann mit den Rollschuhen tanzen, draußen an der frischen Luft sein, gemeinsam mit anderen skaten oder ganz für mich sein. Ich bin aber nicht alleine. Auch wenn ich für mich skate und tanze und meine Kopfhörer auf meinen Ohren habe, trotzdem sind die anderen noch da.

Juliette: Das mag ich auch gerne. Ich habe beim Skaten oft kein Bedürfnis zu reden. Ich möchte meinen Körper spüren und bei mir selbst ankommen. Ich mag aber die Menschen um mich herum spüren. Mich geborgen fühlen. Ich genieße auch den Augenkontakt beim vorbeiskaten.

Spielst du auch mit dem Feuer? Machst du Sprünge oder skatest du schnell?

Leah: Na klar. Ich will da aus meiner Komfortzone raus. Wenn ich mit hoher Geschwindigkeit skate oder wenn ich Drehungen mache, dann fliege ich fast. Ich bin dann eins mit diesem Element–mit der Luft und dem Asphalt. Ich bin dann ganz bei mir.

Juliette: Wir haben neulich darüber gesprochen, wie sehr wir beide Drehungen und vor allem Spiralen mögen. Für mich ist die Spirale Lebenselixier und Kundalini Energie. Und ich bin neugierig, denn wir haben mal über eine Gemeinsamkeit beim Erleben von Orgasmen gesprochen. Würdest du sagen, dass die Spirale beim Skaten und beim Tanz deine Orgasmen beeinflussen?

Leah: (lacht). Ich erinnere mich jetzt. Du liebst es über Sexualität und Orgasmen zu sprechen.

Juliette: Naja, ich arbeite mit somatischen Sexualcoaching und mein Forschungsinteresse ist sozusagen meine Berufung. Da geht es aber auch oft um den Orgasmus, der leider gar nicht – oder gefühlt zu frühzeitig kommt. Es geht aber auch darum, den Orgasmus oder die Lust intensiver oder bewusster zu spüren. In meiner persönlichen Sexualität würde ich definitiv sagen, dass meine Orgasmen spiralförmig verlaufen oder besser gesagt: mein ekstatischer Zustand ist eindeutig eine Spirale, ein Tanz.

Leah: Ja da stimme ich dir voll zu. Ekstase und Tanz liegen sehr nahe beieinander. Und ein Hetaera-Date beinhaltet beides.

Juliette: Was magst du an Hetaera-Dates?

Leah: Ich liebe diese Aufregung und ich liebe diese Ekstase. Ich muss schon sagen, dass ich die komplette Zeit, die ich mit einem Kunden verbringe, in Ekstase bin.

Juliette: Was bedeutet für dich Ekstase? Wie fühlt sie sich an, wie wirkt sie auf dich?

Leah. Ich bin freudig aufgeregt. Ich amüsiere mich schnell. Ich bin leicht zum Lachen zu bringen. Mir gefällt es auch, dass ich meinem Gegenüber Gefallen zufüge oder dass ich dafür da bin, um dem anderen Genuss zu bereiten.

Juliette: Ah, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch die Aufregung. Ich bin immer vor einem Date – und auch währenddessen – sehr aufgeregt. Selbst wenn ich jemanden schon lange kenne. Manchmal finde ich die Aufregung, die sich aufbaut, kaum auszuhalten. Ich brauche dann eine Berührung, zum Beispiel am Esstisch die Hand meines Gegenübers für einen kurzen Moment in meiner Hand, damit sich die Spannung ein wenig entlädt.

Leah: Ja, die erste Berührung. Es ist wie ein kleiner Tanz von der ersten Begegnung zu der ersten Berührung. Meistens im Restaurant. Eine flüchtige Berührung oder ich lege vielleicht meine Hand auf den Arm meines Gegenübers. Eigentlich ist ein Hetaera-Date wie eine Welle. Ein langsames, sanftes Antasten, ein Ansteigen… dann ein gemeinsames Hochschaukeln in einen ekstatischen Moment. Dann der Moment, in dem alles langsam wieder abebbt. Bis zu dem Punkt, wo wir gemeinsam nebeneinander im Bett liegen und uns ausruhen oder in dem ich mich verabschiede.

Juliette: Ich denke da auch immer an die Spiralen die im Tanz so zentral sind. Wir bewegen uns spiralförmig aneinander herum bis zur gemeinsamen Mitte der Spirale. Dann wieder spiralförmig nach außen und auseinander. Wenn ich Contact Improvisation tanze, fangen wir meistens am Boden an und ich wirble mich mit einer anderen Person zusammen langsam nach oben. Es entsteht oft ein wilder, zarter, spielerischer oder energiegeladener Tanz. Er endet oft wieder am Boden wo wir uns Körper an Körper ausruhen und gemeinsam atmen. Ich weiß, ich klinge vielleicht wie ein „Nerd“ aber du bist selber Tänzerin und weißt sicherlich, was ich meine.

Leah: Absolut. Wenn ich anfange zu tanzen, brauche ich den Moment, in dem ich erstmal warm werde im Körper. Der Moment, in dem ich in mich hinein spüre und schaue: wie fühle ich mich heute in meinem Körper? Und dann lasse ich die Bewegungen größer werden bis hin zu den ganz großen Bewegungen, die viel mehr Kraft kosten… oder die höheren Sprünge. Und dann ist es natürlich wichtig, die Bewegungen wieder kleiner werden zu lassen, bis hin zu dem Moment in dem alles wieder zur Ruhe kommt.

Juliette: Es entsteht eine Ausdehnung. Der Körper und die Energie dehnen sich aus. Bei mir entsteht ein Kribbeln. Das ist, finde ich, ein ganz besonderer Zustand, wenn ich mit meinem Date im Restaurant sitze und mein ganzer Körper kribbelt.

Leah: Ja genau. Wie elektrische Ströme, die durch den Körper fließen. Das lässt die Kraft durch meinen Körper pulsieren. Das Resultat ist, dass ich eine große Präsenz spüre. Wenn ich bei einem Date ankomme und diese Präsenz da ist, habe ich ein größeres Vermögen, mich auf die andere Person einzustimmen, mich einzulassen.

Juliette: Ja, und wenn ich ganz bei mir bin, dehnt sich die Präsenz aus. Und wenn ich mich selbst spüre, spüre ich die andere Person intensiver. Dann merke ich, dass meine Zellen sich bewegen und sich ausdehnen.

Leah: Da ist viel Potenzial.

Juliette: Es öffnet sich ein Raum. Wenn ich zusammen mit meinem Gegenüber in diese feine Schwingung gehe, dann öffnen wir gemeinsam einen Raum und der Raum wird dadurch größer. Es klingt sehr abstrakt. Die Realität ist aber in Wirklichkeit sehr sexy. Mein Körper wird immer lebendiger. Das Vibrieren fängt tief innen an und dehnt sich dann nach außen. Da entsteht viel Energie und ich kann mich sehr leicht Richtung Ekstase bewegen.

Leah: Gemeinsam landen wir immer wieder in der Ekstase.

Juliette: (lacht). Es gäbe ja so viel zu Ekstase zu sagen. Viele Menschen verwechseln Ekstase mit dem Höhepunkt … mit dem Orgasmus. Dabei ist der ekstatische Zustand eher ein Plateau-Zustand. Auf hohem Niveau natürlich. Sie baut sich langsam auf und dann bin ich mittendrin. Ich brauche nur ein bisschen mehr Feuer dazugeben und schon ist der Orgasmus unendlich. Von dem, was ich gehört habe, nehme ich an, dass du auch die Fähigkeit hast, deinen Genuss-Zustand auszudehnen.

Leah: Tatsächlich ist es so. Wenn ich anfange zu kommen, gibt es kein Ende. Ich könnte unendlich weitermachen.

Juliette: Meine Tanzlehrerin sagte immer, dass Tanz eine Haltung sei. Das heißt, wir tanzen immer, auch wenn wir nicht tanzen. So gesehen, könnten wir uns immer durchs Leben in einem Zustand der tanzenden Ekstase bewegen.

Leah: Da würde ich dabei vielleicht ein bisschen zu sehr abheben, aber es hört sich verlockend an.

Juliette: Dann lass uns gemeinsam üben. Danke für dieses inspirierende Gespräch. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder auf der Tanzfläche oder auf der Rollschuhbahn.

Leah: Unbedingt!